Das hirnlose Washington

25.09.2015
by Paul Craig Roberts

Der Intelligenzquotient von Washington gleicht dem Zinssatz der Federal Reserve – er ist negativ. Washington ist ein Schwarzes Loch, das jede Vernunft aus den Überlegungen der Regierung einsaugt.

Das Versagen Washingtons ist überall sichtbar. Wir sehen die Fehlschläge bei Washingtons Kriegen und bei der Herangehensweise Washingtons an China und Russland.

Der Besuch von Chinas Präsidenten Xi Jinping wurde auf das Wochenende nach dem Papstbesuch in Washington gelegt. War das Washingtons Art und Weise, den Status Chinas herabzusetzen? Dass Chinas Präsident hinter dem Papst die zweite Geige spielen muss? Der Präsident Chinas muss für die Wochenend-Berichterstattung herhalten? Warum hat ihm Obama nicht einfach gesagt, er soll sich zum Teufel scheren? Die Inkompetenz Washingtons in der Informationstechnologie und seine Unfähigkeit zur Cyber-Sicherheit werden China in die Schuhe geschoben. Einen Tag vor der Ankunft Xi Jinpings in Washington hat der Sprecher des Weißen Hauses den Besuch mit der Ankündigung angeheizt, Obama könnte China mit finanziellen Sanktionen drohen.

Und man ließ keine Gelegenheit aus, den Präsidenten Chinas zu bedrohen oder zu beleidigen. Der Wirtschaftsminister der USA feuerte einen Warnschuss ab: die Obama-Regierung sei mit den Geschäftspraktiken Chinas so unzufrieden, dass der chinesische Präsident kein reibungsloses Treffen in Washington erwarten kann.

Im Gegensatz dazu wurde Obama bei seinem Staatsbesuch in China von der chinesischen Führung mit Höflichkeit und Respekt behandelt.

China ist nach der Federal Reserve der größte Gläubiger Amerikas. Wenn der chinesischen Regierung danach wäre, könnte sie für Washington eine Reihe wirtschaftlicher, finanzieller und militärischer Probleme bereiten. Dennoch sucht China den Frieden während Washington Drohungen ausstößt.

Wie China hat auch Russland eine von Washington unabhängige Außenpolitik und diese Unabhängigkeit ihrer Außenpolitik macht China und Russland für Washington zu Aussätzigen.

Washington betrachtet Länder mit unabhängiger Außenpolitik als ein Bedrohung. Libyen, der Irak und Syrien hatten eine unabhängige Außenpolitik. Zwei davon hat Washington schon zerstört und am dritten wird gearbeitet. Der Iran, Russland und China haben eine unabhängige Außenpolitik. Folglich sieht Washington diese Länder als Bedrohungen und schildert sie dem amerikanischen Volk dementsprechend.

Russlands Präsident Wladimir Putin wird nächste Woche beim UN-Gipfel in New York auf Obama treffen.Das Schicksal dieses Treffens wird vermutlich sein, dass es keine Resultate geben wird. Putin wird Obama russische Hilfe zur Bekämpfung von ISIS anbieten. Aber Obama will ISIS dazu benutzen, den syrischen Präsidenten Assad zu stürzen, eine Marionettenregierung einzusetzen und Russland aus seinem einzigen Mittelmeerhafen in Tartus, Syrien zu vertreiben. Obama will auf Putin Druck ausüben, damit dieser die russische Krim und die abtrünnigen Republiken übergibt, die sich weigern, sich der russophoben Regierung unterzuordnen, die Washington in Kiew eingesetzt hat.

Trotz Washingtons Feindseligkeit versuchen Xi Jinping und Putin nach wie vor, mit Washington zusammenzuarbeiten, selbst auf die Gefahr hin, dass dies in den Augen ihrer Völker eine Erniedrigung ist. Wie viele Kränkungen, Anschuldigungen und Beleidigungen (z.B. „der neue Hitler“) können Putin und Xi verkraften, bevor sie zuhause ihr Gesicht verlieren? Wenn die Menschen die Schande spüren, die Washington ihren Führern angedeihen lässt – wie können sie da regieren?

Xi Jinping und Putin sind ganz klar Männer des Friedens. Sind sie fehlgeleitet, oder wollen sie jeden Versuch unternehmen, die Welt vor dem Finalen Krieg zu retten?

Man sollte annehmen, dass Putin und Xi die Wolfowitz-Doktrin kennen, die Grundlage der US Außen- und Militärpolitik. Aber vielleicht wollen sie nicht glauben, dass etwas dermaßen Unverfrorenes wirklich existiert. Kurz gesagt beinhaltet die Wolfowitz-Doktrin, dass es das oberste Gebot Washington ist, den Aufstieg eines jeden Landes zu verhindern, das mächtig genug ist, der amerikanischen Vorherrschaft Widerstand entgegenzusetzen. Daher Washingtons Angriff auf Russland über die Ukraine und Washingtons Remilitarisierung Japans als ein Instrument gegen China. Auch wenn 80% der japanischen Bevölkerung dagegen sind.

„Demokratie?“ „Die Vorherrschaft Washingtons braucht keine verdammte Demokratie“, erklärt Washingtons japanische Marionettenführung. Und er überstimmt als treuer Gehilfe Washingtons die überwältigende Mehrheit der japanischen Bevölkerung.

Mittlerweile zerbröselt die wahre Basis der US-Macht – die Wirtschaft – weiter. Die Jobs mit mittleren Einkommen sind millionenfach verschwunden. Die Infrastruktur der USA verfällt. Junge Amerikanerinnen, die mit Ausbildungskrediten, Mieten und Fahrtkosten überfordert sind und nichts als schlecht bezahlte Teilzeitjobs bekommen, suchen auf Internetseiten Ehemänner, die genug Geld haben ihre Rechnungen zu begleichen. Das ist das Bild eines Dritte Welt-Landes.

2004 habe ich auf einer landesweit ausgestrahlten Konferenz in Washington, D.C. vorhergesagt, dass die USA in 20 Jahren ein Dritte Welt-Land sein werden. Noam Chomsky sagt, das seien wir bereits 2015. Ein kürzliches Zitat von Noam Chomsky:

„Schauen Sie sich um im Land. Dieses Land zerfällt. Sogar wenn man aus Argentinien zurückkommt sehen die USA wie ein Dritte Welt-Land aus. Und wenn man aus Europa zurückkommt, dann noch mehr. Die Infrastruktur bricht zusammen. Nichts funktioniert. Die Transportsysteme funktionieren nicht. Das Gesundheitssystem ist ein restloser Skandal – pro Kopf doppelt so teuer wie in anderen Ländern und mit nicht sehr guten Resultaten. Punkt für Punkt. Die Schulen verfallen…“

Ein weiterer Hinweis auf ein Dritte Welt-Land ist die große Ungleichheit bei der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Selbst die CIA bestätigt, dass die USA derzeit eine der schlechtesten Einkommensverteilung auf der ganzen Welt habe. Die Einkommensverteilung in den USA ist schlechter als in Afghanistan, Albanien, Algerien, Armenien, Australien,Austria, Aserbaidschan, Bangladesch, Weißrussland, Belgien, Benin, Bosnien/Herzegowina, Burkina Faso, Burundi, Kambodscha, Kamerun, Kanada, Elfenbeinküste, Kroatien, Zypern, tschechische Republik, Dänemark, Ägypten, Estland, Äthiopien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Ghana, Griechenland, Guinea, Guyana, Ungarn, Island, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Israel, Italien, Japan, Jordanien, Kasachstan, Kenia, Südkorea, Kirgisien, Laos, Lettland, Liberia, Litauen, Luxemburg, Mazedonien, Malawi, Mali, Malta, Mauretanien, Mauritius, Moldawien, Mongolei, Montenegro, Marokko, Nepal, Niederlande, Neuseeland, Nicaragua, Niger, Nigeria, Norwegen, Pakistan, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Senegal, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Taiwan, Tadschikistan, Tansania, Ost-Timor, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Uganda, Ukraine, Großbritannien, Usbekistan, Venezuela, Vietnam und Jemen.
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_income_equality
und
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/fields/2172.html

Die Konzentration von Amerikas Einkommen und Vermögen in den Händen von Superreichen erlebe ich in meinem Leben zum ersten Mal. Ich schreibe es zwei Dingen zu: eins ist die Verlagerung von amerikanischen Arbeitsplätzen ins Ausland. Diese Verlagerung verschob hochproduktive, mit einem hohen Wert versehene amerikanische Arbeit in jene Länder, wo das Überangebot an Arbeitern zu Löhnen führt, die deutlich unter dem Beitrag des Arbeiters zum Wert des Produkts liegen. Was einst höhere amerikanische Löhne und Gehälter waren (und damit US Haushaltseinkommen) haben die niedrigen Arbeitskosten im Ausland in Konzernprofite verwandelt. In Bonuszahlungen für Konzernvorstände, Kapitalgewinne für Aktienbesitzer, und in die Zerstörung von Aufstiegsmöglichkeiten, als die USA ein Land der „sozialen Chancen“ waren.

Der zweite Grund für die jetzt in den USA herrschende extreme Ungleichheit ist, was Michael Hudson als „die Finanzialisierung der Wirtschaft“ bezeichnet. Sie erlaubt es den Banken, Einkommen für die Ankurbelung der Wirtschaft  in Einkommen für Zinszahlungen umzuleiten. Zur Begleichung der von jenen Banken herausgegebenen Schulden.

Diese beiden Entwicklungen steigern Reichtum und Einkommen des Einen Prozent. Auf Kosten der Bevölkerung und der Wirtschaft.

Michael Hudson und ich haben herausgefunden, dass neoliberale Wirtschaft gegenüber der Wahrheit blind ist und dazu dient, die Zerstörung der wirtschaftlichen Aussichten für die westliche Welt zu rechtfertigen. Es bleibt abzuwarten, ob Russland und China eine andere Wirtschaft entwickeln können. Oder ob diese aufsteigenden Supermächte jener „Schundökonomie“ („junk economics“), die den Westen zerstört hat, zum Opfer fallen. Dermaßen viele chinesische und russische Ökonomen sind mit dieser US-Tradition erzogen worden, kann sein, dass die Aussichten für Russland und China auch nicht besser sind als unsere .

Die ganze Welt könnte zusammen den Bach runtergehen

 

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